Hypnose klingt für die meisten Menschen mystisch, unheimlich oder sogar gefährlich.
Aber ist sie das wirklich?
Wenn Menschen an Hypnose denken, denken sie an Zauberei. Dafür sind nicht zuletzt die Hypnotiseure selbst verantwortlich, denn schließlich verdanken sie einen Teil ihres Erfolges der vermeintlichen Magie, die das Thema Hypnose begleitet. Vor allem Showhypnotiseure setzen darauf. Dadurch wird das Publikum in einem magisch angehauchten Bann gehalten und die Erwartungshaltung in die Höhe getrieben. Besonders sensible Personen können bereits in Hypnose gehen, bevor die Show überhaupt angefangen hat.
Viele Menschen, die erstmalig Kontakt mit einem Hypnotiseur haben, sind verunsichert und vermeiden sogar den Augenkontakt. Sie fragen sich, was das für eine Person ist, die so viel Einfluss auf andere Menschen haben kann. Wie geht das überhaupt? Kann ein einziger Blick schon jemanden in Trance versetzen?
An dieser Stelle kann ich jeden beruhigen, der ähnliche Gedanken hat. Hypnose ist weder Magie noch Mystik. Sie ist ein natürlicher Zustand, wie ihn jeder Mensch selbst mehrmals täglich erlebt - beispielsweise, wenn wir lesen, fernsehen, die Natur beobachten, tagträumen oder wenn wir fahren. Dies führt zu einer natürlichen Entspannung.
Bestes Beispiel ist Herr M.. Er wohnt und arbeitet in Berlin. Jeden Morgen nimmt er die S-Bahn ins Büro. Er steigt ein, sucht sich einen Platz und setzt sich. Die S-Bahn fährt los, 4 Stationen weiter steigt er wieder aus, läuft 300 Meter und kommt im Büro an. Fragen Sie Herrn M. jetzt einmal, wie viele Leute ca. in der S-Bahn waren. Er weiß es nicht. Er hat die Menschen in der S-Bahn gesehen, aber nicht wahrgenommen. Er saß einfach nur entspannt in der S-Bahn und alle um ihn herum zogen an ihm vorbei - genau wie die Wolken am Himmel.
Einfach gesagt:
Er wohnt und arbeitet ... fährt ...tritt weg ... und kommt trotzdem an.
Es gibt unzählige Beispiele für diese Art der Alltagstrance. Beobachten Sie sich selbst und Sie werden überrascht sein!
Einen ähnlichen Zustand führt der Hypnotiseur durch die Hypnose sozusagen künstlich aus. Auch in der Hypnosetherapie wird ein entspannter Zustand angestrebt und vertieft. Und je nach Hypnosetiefe können auch therapeutisch verschiedene Phänomene erreicht und genutzt werden. Beim Zahnarzt zum Beispiel kann eine Schmerzfreiheit rein mit Hypnose erreicht werden; ebenso können Ängste gelöst werden.
Seit März 2006 liegt dem Wissenschaftlichen Beirat Psychotherapie ein Gutachten des Professor D. Revenstorf (Tübingen) vor, in welchem die Hypnotherapie für bestimmte Indikationen (Erwachsene: psychische und soziale Faktoren bei somatischen Krankheiten - ICD-Code F54 und Substanzmissbrauch - ICD-Code F1,F55; Kinder: Bewältigung von Schmerzen) als wissenschaftlich anerkannte Methode empfohlen wird.
Fazit: Hypnose in den richtigen Händen ist völlig ungefährlich.
Es gibt jedoch auch hier Situationen, die als riskant eingestuft werden können. Es liegt immer im Ermessen des Hypnotiseurs, verantwortungsbewusst mit der Gesundheit des Hypnotisanden umzugehen.
Denken wir beispielsweise an den Showhypnose-Klassiker, die kataleptische Brücke. Der gesamte Körper ist steif und starr. Schultern und Beine liegen auf zwei Stühlen, so dass der restliche Körper frei wie eine Brücke wirkt. Verantwortungslose Hypnotiseure stellen oder setzen sich sogar auf diese „Brücke“.
Diese oder ähnliche Demonstrationen grenzen meiner Meinung nach an Körperverletzung. Auch wenn der Körper dazu in der Lage scheint, durch Muskelkontraktion die Last zu tragen, so ist er von der Physiologie her keineswegs dafür ausgelegt. Ein heftiger Muskelkater am Folgetag ist das Geringste, was passieren kann. Denn ganz schnell kann es hierbei zu schwereren Verletzungen, wie Meniskusschäden, Knochenbrüchen, Bandscheibenschäden, Zerrungen, Muskelfaserrissen oder Muskelabrissen kommen.
Verletzungen können auch auftreten, wenn der Hypnotiseur heiße Gegenstände suggeriert. Besonders beliebt ist in dieser Rubrik der sogenannte „heiße Stuhl“, welcher gern bei Showhypnosen vorgeführt wird.
In der therapeutischen Hypnose ist es jedoch möglich, alltägliche und positiv bewertete Bilder in die Hypnose zu integrieren um so ein für den Patienten/Hypnotisanden angenehmen Zustand zu fördern. Somit kann man sagen, dass Hypnose eine sehr sanfte Methode ist um gewünschte psychische Veränderungen anzuregen, so zum Beispiel für die Rauchentwöhnung, Diät-Unterstützung, bei Schlafstörungen etc..
Es kommt selten vor, dass bestimmte Bilder, die im Rahmen einer Hypnosesitzung auftauchen können, Ängste auslösen. Jeder Hypnotisand kennt seine Ängste aus dem ganz normalen Alltagsleben und wird auf seine eigene bewährte Weise (auch in Hypnose) damit umzugehen wissen. Ein seriöser Hypnotiseur vermeidet solche Situationen von vorn herein. Er fragt im Vorgespräch nach vorhandenen Ängsten. Schon deshalb ist ein ausführliches Vorgespräch unerlässlich.
Zudem bedürfen schwacher Blutdruck, Anfallskrankheiten, Herzschwäche oder psychische Probleme einer besonderen Aufmerksamkeit des Hypnotiseurs und sollten daher niemals verschwiegen werden.
Eine oft geäußerte Sorge, dass man nach einer Hypnose nicht mehr aufwacht, können wir getrost in die Kategorie Mythen und Märchen verschieben. Wer hypnotisiert wird, kommt immer wieder in den normalen Wachzustand zurück - mit oder ohne Unterstützung des Hypnotiseurs. Wenn die Hypnose nicht durch den Hypnotiseur ausgeleitet wird, geht sie in einen ganz normalen Schlaf über, aus dem man erwacht, wenn man ausgeschlafen hat.